Momentan stehe ich ca. zwei Stunden entfernt vom letzten Bosskampf und kann sagen, dass der Hype gerechtfertigt war. Es ist ein wunderschönes Spiel (allerdings mehr in künstlerischer Richtung als optisch).
Im Großen und Ganzen hat mir der Titel gegeben, was ich seit langem mal wieder bei einem Einzelspielerspiel gebraucht habe: Eine packende Handlung und Charaktere, die mich tatsächlich interessieren.
Die Helden der Geschichte sind einzeln betrachtet zwar die typischen jRPG-Cliches, entwickeln aber eine unsagbar interessante Gruppendynamik. Während die Story etwas braucht um warm zu laufen, fährt sie am Ende wirklich große Geschütze auf. Gestern Abend saß ich tatsächlich vor dem Fernseher und konnte ein so großes Spektrum an Emotionen erfahren, wie es mir schon lange kein Spiel mehr bieten konnte. Es war heldenhaft, es war grausam und tragisch.
Vor allem eine Szene nach etwa elf Stunden Spielzeit verpasste mir eine Gänsehaut, die seines Gleichen sucht (selbst wenn ich nun daran denke kribbelt es mir die Arme hinauf).
Verstärkt werden solche Szenen durch sehr gute (britisch-)englische Sprecher und den bombastischen Soundtrack von Nobuo Uematsu.
Optisch kann The Last Story nicht immer mit dem Sound mithalten. Natürlich muss man immer daran denken, dass wir hier von der Wii sprechen. Allerdings wirken manche Texturen doch sehr matschig und auch die Animationen wirken vereinzelt etwas steif.
Die Framerate geht zusätzlich an einigen (wenigen) Stellen auch in die Knie. Das scheint aber primär ein Problem mit dem Nachladen von Daten von der Disk zu liegen (was leider unter lautem Geräuschen passiert).
Allerdings mag ich auf der Grafik des Spiels gar nicht so herum reiten. Denn das Design an sich ist sehr stimmig. Die Welt erinnert von der Aufmachung her mehr an das europäische Mittelalter, während die Charaktere eindeutig japanischem Ursprungs sind.
Wie bereits erwähnt sind die Akteure des Spiels alle sehr gut (wenn auch sehr archetypisch) modelliert, sowohl die Guten, als auch die Bösen.
Söldner Zael und Prinzessin Calista stehen im Zentrum der Geschichte |
Wenn man auf das Gameplay schaut ist The Last Story eher Final Fantasy XIII als Lost Odyssey.
Die Stadt und Schloss des menschlichen Königreichs Lazirus bildet den Hub eures Abenteuers. Hier wird in der Stammtaverne der Söldnergruppe Konversation gehalten, bei Schmieden die Ausrüstung verbessert und die Geldbörsen von Händlern gefüllt.
Das Spiel ist sehr linear aufgebaut. Auch bei den Dungeons handelt es sich eher um "Tunnel" (aber immerhin keine "Schläuche"). Allerdings schafft der Titel hier die Gratwanderung zwischen Pseudo-Erkundung und "Ich schleife dich nun durch eine Geschichte". Man hat nie das Gefühl nicht Herr über sein Handeln zu sein.
Auch das Kampfsystem ist alles andere als konventionell. Die Echtzeitscharmützel haben ihren Fokus auf Action und Positionierung. Man hat jederzeit nur die Kontrolle über einen Charakter, während der Rest der Gruppe von der KI übernommen wird. Um einen Nahkampfangriff zu starten muss man lediglich den Control-Stick in die Richtung des Feindes kippen und schon schwingt euer Held die Klinge. Was Anfangs extrem simpel ausschaut wird später unerwartet komplex. Durch eine Deckungsmechanik à la Gears of War stellt ihr schon bald Fallen und nehmt die Magier und Heiler eurer Gegner in die Zange.
Zudem wollen die Spezialfähigkeiten der einzelnen Charaktere präzise per Kommando genutzt werden. Allen voran die Fertigkeit von Hauptcharakter Zael die Aufmerksamkeit von Feinden auf sich zu lenken.
Linien geben jederzeit an, welcher Feind welchen Helden im Visier hat. |
Viele mehr kann ich gar nicht sagen. The Last Story ist ein herrlich unkompliziertes japanisches Rollenspiel mit liebenswerten Charakteren, einer einwandfrei erzählten Geschichte, bombastischen Soundtrack, mauer Grafik und einem süchtig machendem, dynamischem Kampfsystem.
Wer seiner Wii mal wieder etwas Liebe geben mag sollte das Spiel auf keinen Fall verpassen. Allerdings dürft ihr kein allzu episches Abenteuer erwarten. In 15 bis 20 Stunden hat man in etwa alles gesehen. (Ich stehe nun bei 13 und bin im letzten fünftel der Geschichte).
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